Fragen an Andi Wank

Was gefällt Ihnen an Ihrer neuen Heimat Titisee-Neustadt?

Ich freue mich immer wieder, wenn ich von einem Wettkampf in die ruhige Heimat komme. Ich finde Andreas Wankdort Entspannung, wenn ich sie brauche und habe herrlichste Natur um mich herum. Ich habe aber auch jederzeit die Möglichkeit, etwas Schönes zu unternehmen. Dazu kommt, dass die Einwohner sehr nett sind und ich mich sehr gut aufgenommen fühle. Außerdem habe ich die besten Nachbarn, die man sich wünschen kann.
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Welche Trainingsbedingungen finden Sie hier vor, die Sie in Ihrer „alten“ Heimat nicht hatten?

In dieser Gegend haben wir das Glück, dass die Einheimischen sehr wintersportbegeistert sind und das merken wir auch. Sie hängen ihr Herzblut in die Schanzenanlagen in Hinterzarten und Titisee-Neustadt, um uns dort echt die besten Bedingungen zu bieten. Ich denke, das ist ein großer Baustein dazu, weshalb es in den vergangenen Jahrzehnten so viele Top-Athleten aus dieser Gegend gab. Dazu haben wir eine hervorragende Halle in Hinterzarten, aber auch die Möglichkeit, einmal im Olympiastützpunkt in Freiburg zu trainieren. Dazu finden sich aber auch herrliche Landstriche, um einmal Joggen zu gehen, oder beim Baden ein bisschen zu entspannen.
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Wie weit sind Sie mit Ihrem Studium für Internationales Management?

Ich denke, ich werde nicht mehr so lange benötigen. Ich habe mich für die letzten zwei Kurse meines Studiengangs eingetragen, die ich diesen Sommer besuchen werde. Dazu fehlen mir noch vier Klausuren, die ich mir auch für dieses Frühjahr bis Herbst vorgenommen habe. Danach ist geplant, dass ich meine Bachelorarbeit über die Laufzeit der Wintersaison schreibe und im Frühjahr 2017, mit Hilfe eines weiteren Unternehmensbesuchs, fertigstelle und verteidigen werde.
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In dieser Saison haben Sie oft einen Platz unter den besten 10 bzw. 15 erreicht. Können Sie sich erklären, woran das liegt?

Ich denke, es war eine sehr gewissenhafte und verletzungsfreie Vorbereitung im Sommer. Ich hatte viel Zeit für mich, konnte mich meinem Training vermehrt zu Hause widmen, was mir auch viel Energie gab. Außerdem nutzte ich die örtlichen Gegebenheiten meiner neuen Heimat, um auch einmal etwas Anderes als Skispringen zu machen.
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Wer näht Ihnen den Anzug um, wenn Sie an der Schanze sind oder wenn es schnell gehen muss?

Wenn es an der Schanze schnell gehen muss, stehe ich selbst an der Nähmaschine, weil die Trainer meist unsere anderen Athleten betreuen müssen und womöglich gerade einer von ihnen springt. Sind wir im Hotel und haben etwas Zeit, dann übernehmen sie die Arbeit und machen es extrem gut.
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Können Sie uns beschreiben, ob es einen Unterschied macht, bei Nebel zu springen?

Andreas WankEs macht keinen großen Unterschied. Es beeinflusst lediglich die Sicht kurz nach dem Absprung. Man springt echt erst einmal ins Nichts hinein, aber sieht schnell wieder den Landebereich. Meist freut man sich aber, wenn Nebel hereinzieht, denn dann nimmt meist der Luftdruck und damit der Auftrieb für den Sportler zu.
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Wer macht bei Ihnen im Team die Zimmereinteilung?

Prinzipiell macht dies der Bundestrainer. Wir haben aber die Möglichkeit, frei zu wählen und zu wechseln. Es ist sogar gewünscht, dass wir auch einmal durchtauschen, um so einfach auch das Monotone zu umgehen. Da wir uns auch alle super verstehen, machen wir das auch gerne öfters.
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Bildet Ihr Team Fahrgemeinschaften, wenn der Veranstaltungsort mit dem Auto zu erreichen ist oder fahren Sie getrennt?

Wir fahren in Fahrgemeinschaften. Meist passen, aufgrund unserer zahlreichen Materialien, nicht mehr als zwei bis drei Athleten in ein Auto, aber so können wir auch oftmals die Trainer und Betreuer fahren lassen, um die Reise für die Athleten ein bisschen stressfreier zu gestalten.
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Wie können Sie am besten entspannen?

Mit meiner Freundin und mit Dinge unternehmen. Manchmal reicht mir schon ein Spaziergang oder Essen und Kaffee. Ich entspanne eigentlich ziemlich schnell und bei allem, was nicht mit meinem Beruf zu tun hat. Ich kann auch super bei Musik und Bildbearbeitung am Laptop auf andere Gedanken kommen.
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Was machen Sie, wenn Sie mal nicht Trainieren oder Springen? Wie sieht z.B. ein Wochenende ohne Skispringen aus? Und was machen Sie den Sommer über?

Also an einem freien Wochenende unternehme ich gerne einmal etwas. Ist es im Sommer, so genieße ich auch gerne, ein paar Stunden am Titisee zu sein. Danach machen meine Nachbarn und ich uns noch einen gemütlichen Abend und grillen möglicherweise. Ansonsten schlafe ich gerne mal aus. Leider sind aber auch sportfreie Tage dafür aufzuwenden, um, wie in meinem Fall, im Studium etwas voranzukommen, oder Alltagsaufgaben zu erledigen.
Im Sommer steht natürlich das meiste Training an, dass man fit für den Winter ist. Aber, ich versuche, das so angenehm wie möglich zu gestalten und auch einmal die wettkampffreie Zeit locker anzusehen und nebenbei viel für mich und die Entspannung zu tun.
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Wie würden Sie sich in 3 Worten beschreiben?

Emotional, verrückt, motiviert.
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Wie sind Sie zum Skispringen gekommen?

Zusammen mit meinen Eltern haben wir ein Hobby für mich gesucht. Ich war 6 Jahre alt. Ich wollte eine Einzelsportart und wir versuchten unser Glück bei unterschiedlichen Disziplinen in der Umgebung. Wir hörten dann, dass in Rothenburg a.d. Saale eine kleine Schanze steht und ich wollte es mir anschauen. Nachdem der Trainer aber gleich sagte, dass zusehen nicht geht, sondern ich es versuchen sollte, tat ich das auch und hatte von Anfang an Spaß. Nachdem ich bei einigen Wettkämpfen im Harz teilnahm, kam dann die Anfrage von Oberhof, auf ein Sportgymnasium mit Internat zu gehen. Meine Eltern ermöglichten mir dies, was nicht selbstverständlich war.
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Wo sehen Sie das Skispringen in 10 Jahren?  Und wo sehen Sie sich persönlich in 10 Jahren?

Das Skispringen wird sich immer weiter entwickeln. Ich denke, es wird keine großen Veränderungen im technischen Ablauf geben, aber einige Materialveränderungen, wie auch in den letzten Jahren. Dazu kommt wahrscheinlich, dass es noch medienfreundlicher und zuschauerfreundlicher wird und wir dann vor dem Fernseher noch mehr Einblicke und bessere Aufnahmen sehen.
Ich wünsche mir, dass ich in 10 Jahren erfolgreich den Umstieg ins „normale“ Arbeitsleben geschafft, aber vor allem eine Familie gegründet habe. Mein Wunsch ist, durch den Sport eine Grundvoraussetzung für das Leben danach geschaffen zu haben und hoffentlich sagen zu können, dass ich bedenkenlos für meine Familie sorgen kann.
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Rituale: Wie bereiten Sie sich auf einen Wettkampf vor? Gibt es Glücksbringer? Unterstützung?

Ich mache eigentlich immer vormittags ein kleines Training. Meist gehen wir dazu in die Halle und spielen Volleyball. Für mich ist ein gewisses Dehnprogramm sehr wichtig, um so auch das Gefühl auf der Schanze zu haben. An der Schanze versuche ich mich des Öfteren auf andere Dinge zu konzentrieren und Spaß zu haben. Natürlich gibt es auch Abläufe, die bei mir stets dieselben sind, so wie ich beispielsweise immer erst meinen linken, dann den rechten Schuh schnüre. Dort ist aber auch immer ein kleiner Glücksbringer meiner Freundin dabei.
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Was war -gefühlt- Ihr größter Erfolg? Was Ihre größte Niederlage?

Zu meinen größten Erfolgen zähle ich eigentlich die Phasen, in denen ich mich so zurückgekämpft habe, dass ich bei Olympia dabei sein durfte, oder nach der vergangenen schwierigen Saison wieder schnell den Anschluss fand. Dazu war es natürlich nochmal ein großer Erfolg, olympisches Gold mit der Mannschaft zu gewinnen. Für mich sind aber die Einzelerfolge schön, als ich den Sommer Grand Prix gewann oder zur diesjährigen Vierschanzentournee Zehnter wurde.
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Nennen Sie drei Dinge, ohne die Sie nicht auskommen, die Sie immer bei sich haben?

Musik, Smartphone, Laptop.

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